In der Schänke zur Wylden Abtei spielt ein Barde ein Lied, das die Entstehungsgeschichte der Herzogsfamilie Barmont vor über 1400 Jahren erzählt:
Von den Bergen gen Westen,
bewohnt von den Besten,
Osilia, ein Königreich so fein,
ein Paradies, ein grüner Hain.
Etania regierte mit sanfter Hand,
Ihr Herz war rein, ihr Geist so klar,
Ein Volk vereint, ein stolzes Land,
Jeder an seinem Platz, wunderbar.
Doch Schatten krochen über's Land,
ein Soldat, von Gier getrieben,
Arnor Barmont, im Rittergewand,
mit dem Dämon einen Pakt geschrieben.
Ein höllischer Pakt, dunkel und tief,
für Sieg und Ruhm, ein blutiger Handel,
sein Herz verdorben, seine Seele lief
dem Dämon zu, für grausamen Wandel.
X’argoroh, ein Fürst der Finsternis,
lachte in den Höllen tief und weit.
Denn mit jeder böse Seele, die er biss,
machte er sich in der Hölle breit.
In jedem Krieg, in jedem Siechen,
sammelt er Seelen weit und breit.
Verzweiflung will er riechen,
im Reich von Schatten und Leid.
Mit tausend Rittern, stolz und stark,
zog Arnor los. Sein Herz erfüllt von Hass,
ein Heer verdorben bis ins Mark,
vorbereitet auf den blutigen Pass.
…
Das Lied geht noch deutlich länger. Hier die Zusammenfassung der Geschichte:
Als die Materielle Ebene sich aus den anderen Ebenen der Existenz herauslöste, waren die Drachen, Elfen und Zwerge die ersten, die sie bewohnten. In Avernus der Höllen-Ebene herrschte je ein Dämon über einen Teil, in dem jeder Punkt auch eine Entsprechung in der materiellen Ebene hatte. Starb ein denkendes Wesen, das böse gehandelt hatte, kam es in einem der Herrschaftsbereiche in Avernus an. X'Argoroh war unter den Dämonenfürsten von Avernus einer der Mächtigsten, weil ihm die Seelen aus dem großen Elfenkönigreich von Osilia zufielen. Als die Menschen die materielle Ebene besiedelten, wuchs die Macht aller Höllenfürsten, weil die Herzen der Menschen leicht zu verführen und ihre Lebensspanne kurz war. Die Menschen verbreiteten sich fast überall, aber nicht im mächtigen Elfenreich Osilia, das seine Grenzen gegen die menschlichen Invasoren zu verteidigen wusste.
Während alle anderen Dämonenfürsten also mächtiger und seelenreicher wurden, bekam X'argoroh kaum neue Seelen. Also begab er sich auf die Suche nach einem Menschen, skrupellos und machtgierig. Ein General des Königs von Armyr namens Sir Arnor Barmont fand seine Aufmerksamkeit und er versprach dem einfachen Soldaten Siege und einen Titel, wenn er seine Ritter eigenmächtig in einen Krieg gegen Osilia führt. Kurz nachdem der König zu einer Reise nach Aglarond über das Meer der fallenden Sterne aufbrach, ließ Arnor die Armee einberufen und ritt mit 8000 Rittern nach Westen.
Osilia hatte eine hervorragende Organisation, eine disziplinierte Armee von 30000 Soldaten und zahlreiche Wachtürme an seinen Grenzen. Aber X'argoroh war listig und lies Arnor seine Armee nicht an die befestigte Grenze sondern in die Marsch von Thun und von dort in die Ostflanke der Sonnenuntergangsberge ziehen. Die Berge galten als Unüberwindbar, aber ein besonders gieriger Zwergenklan hatte eine äußerst tiefe Miene gegraben, deren weitester Stollen gerade in X'argorohs Herrschaftsgebiet endete. Für eine Kiste voller Gold ließen die Zwerge die Ritter in den Stollen ziehen, an deren Ende X'argoroh ein Portal nach Avernus öffnete. Durch die Hölle konnten die Ritter unbemerkt bis ins Herz der elfischen Hauptstadt ziehen, wo der Dämon sie mit einem weiteren Portal zurück in die materielle Ebene entließ.
Die Ritter brannten die Stadt nieder und schlachteten ihre Bevölkerung ab. Kopflos hatte Osilia Probleme die Verteidigung zu organisieren und ohne Nachschub fiel schnell ein Grenzposten nach dem Anderen. Die Elfenkönigin Etania hatte bereits den größten Teil ihrer Armee verloren, als es ihr endlich gelang die Elfen zu einem Heer zu vereinen und Arnor mit seinen Rittern zu stellen. Die Schlacht war äußerst blutig, weil X'argoroh zum Vorteil der Menschen eingriff und die Ritter mit abgrundtiefem Hass und übernatürlicher Stärke ausstattete. Etania glaubte zu lang an die Übermacht ihrer Armee und verstand erst nach drei Tagen des Gemetzels, dass der Dämon eingriff, um sich von beiden Kriegsparteien so viele Seelen wie möglich zu sichern.
Ohne Aussicht auf Sieg zog sich Etania mit den wenigen verbliebenen Elfen in die Gipfel der Sonnenuntergangsberge zurück. Arnor kehrte als erfolgreicher Feldherr in die Hauptstadt zurück, wo ihn der König zum Herzog der neu gewonnen Ländereien machte und ihm den einen erblichen Herzogstitel verlieh. Wie es der zynische Pakt mit dem Dämon verlangte, nannte der Herzog seine Ländereien wie X'argorohs Herrschaftsbereich in Avernus „Asbravn“. Arnor herrschte nicht lang in seinem auf den Ruinen der elfischen Hauptstadt erbauten Schloss: Er hatte es dem Dämon mit seinem Pakt zu leicht gemacht in die materielle Ebene einzugreifen und so wurde der Herzog nur zwei Jahre später von seinem eigenen Sohn im Bett ermordet.
Die Blutlinie der Barmonts wurde in den folgenden Jahren heimgesucht von Intrigen und Bluttaten und stets schienen sich die skrupellosesten und brutalsten Barmonts durchzusetzen. Etania witterte in ihrer Bergfestung eine Chance und und verbündete sich mit dem Drachen Ciraxis, um in den politischen Wirrungen der Barmonts ihr Reich zurückzuerobern. Zunächst war der Einfall der Elfen erfolgreich, aber während der Belagerung der Stadt Asbravn schloss ein Barmont erneut einen Pakt mit X'argoroh. Der berührte die Seele von Ciraxis und strafte den Drachen mit Wahnsinn. Was darauf folgte, wurde in Asbravn als „die Zerstörung der Welt“ in den Geschichtsbüchern stehen. Ciraxis fiel in Städte und Dörfer ein, staute Flüsse mit ihrem eisigen Atem, um sie dann als Flut übers Land ziehen zu lassen und ihre wilde Magie ließ Berge und Täler entstehen. Es heißt, das Land hätte so gebebt, dass an vielen Stellen der Boden wie gebrannter Ton zersprungen wäre. Etania wurde bewusst, dass sie Ciraxis aufhalten musste, weshalb sie die Belagerung aufgab, um den Drachen zu jagen. Es heißt, Etania soll sie in einem Krater gefunden haben, in dem Ciraxis Magie die Grenzen zum Limbo eingerissen hatten und ein Strudel aus wilder Magie die Naturgesetze ausgehebelt hatte. Aber Ciraxis hatte ein Ei gelegt und wollte ihren chaotischen Hort um jeden Preis verteidigen. Nur deswegen konnten die Elfen den Drachen mit ihrer gemeinsamen Magie binden. Die Elfen brachten den verrückten Drachen in ihre Festung in den Bergen, wurden auf dem Weg aber von Emond Barmont angegriffen. Sie konnten die kleine Menschenarmee zwar besiegen, das Drachenei ging im Gefecht aber verloren.
Die dezimierten Elfen konnten in den folgenden Jahren nicht einmal mehr Ackerland in den Bergen halten und mussten sich in ihrer Festung verschanzen. Als die verbliebenen Elfen zu verhungern drohten, entschied Etania ihr Volk zwischen den vereisten Gipfeln mit der Magie des Drachen am Leben zu halten. Sie waren nun keine Hochelfen mehr, sondern die gefürchteten Eiselfen aus den Sonnenuntergangsbergen, denen sich Jahrhunderte lang kein Fremder nähern wollte.